Zuchtanfange


Teil 3: Die Anfänge der Zucht

Lange Zeit lebte der überwiegende Teil der Waldkatzen unbehelligt in den ausgedehnten Wäldern und abgelegenen Tälern Norwegens und Schwedens. Im Laufe der Jahre schlossen sie sich dann stärker dem Menschen an und wurden zu gern gesehenen und oft gehaltenen Haus- und Hoftieren. In den letzten Jahrzehnten jedoch sah man die Waldkatze immer seltener. Der Grund hierfür war, dass sie sich häufig mit kurzhaarigen Hauskatzen verpaarte, deren Kurzhaar-Gen dominiert. Durch die zunehmende Bevölkerungsdichte und Landerschliessung hatten sich nämlich die Überlebenschancen für Kurzhaar-Katzen erheblich verbessert, so dass deren Anzahl stetig stieg. Somit war die langhaarige, große und kräftige Waldkatze langsam aber sicher vom Aussterben bedroht.

1938 gab es darum in Norwegen die ersten Überlegungen, diese Rasse zu züchten. Noch im gleichen Jahr wurde in Oslo eine Waldkatze ausgestellt und von dem darüber sehr erfreuten Richter Knut Hansen gerichtet. Der Zweite Weltkrieg setzte den Zuchtbestrebungen jedoch vorläufig ein Ende, und die Waldkatze geriet in der Folgezeit fast in Vergessenheit.

In den 50er und 60er Jahren wurden die alten Pläne wieder diskutiert, doch erst Anfang der 70er Jahre von einer kleinen Gruppe von Züchtern und Liebhabern endgültig in die Tat umgesetzt. Ihr Ziel war die Anerkennung und somit Erhaltung der Norwegischen Waldkatze mit all ihren rassespezifischen und unverwechselbaren Eigenschaften.

Im September 1972 schließlich wurde die Waldkatze als eigenständige Rasse von den norwegischen Vereinen anerkannt und erhielt einen vorläufigen Standard.

1973 veröffentlichten Carl F. Nordane und Helene Nordane von Vorstand des Vereins NORAK und des norwegischen FIFé-Dachverbandes NRR sowie Edel Runas vom NRR-Zuchtausschuss einen Aufruf mit dem Ziel, Besitzer von Norwegischen Waldkatzen zu finden.
Else Nylund, der die Rasse damals unbekannt war, hatte kurz zuvor ihrer Arbeitskollegin Sonja Bargel Aufnahmen ihrer Katzen und Kitten gezeigt. Sonja, die Perser züchtete, erkannte sofort, dass es sich dabei um Norwegische Waldkatzen handelte. Wenig später erfuhr sie von dem Aufruf des NRR und am 9. Oktober 1973 berichtete Edel Runas, dass sie die Waldkatzen der Familie Nylund gesehen hatte. Eine davon war der legendäre Pan’s Truls (nicht zu verwechseln mit ‘Truls’), der der später der Prototyp der Norwegischen Waldkatze wurde.

1974 wurde dann Pippa, die Kätzin von Edel Runas, mit Truls, dem Kater der Familie Nylund, verpaart und am 17. April 1974 kamen Pjewiks Forest Troll und Pjewiks Forest Nisse zur Welt.
Truls zeugte als anerkannte Norwegische Waldkatze nur noch einen weiteren Wurf. Während Umbauarbeiten an dem Haus, in dem Familie Nylund wohnte, verschwand er häufiger für längere Zeit. Dies ging etwa ein Jahr lang so, bis er eines Tages im Alter von etwa fünf Jahren für immer fortblieb.

Nach und nach fanden sich immer mehr Liebhaber, die an der Züchtung dieser Rasse interessiert waren. Wer glaubte, Zuhause Norwegische Waldkatzen zu haben, musste diese auf Katzenausstellungen von einem Zuchtausschuss prüfen lassen, bevor sie zur Zucht zugelassen wurden. Viele Tiere wurden im Laufe der Jahre vorgestellt, doch nur wenige davon anerkannt. Diese Katzen bezeichnete man als Novizen, und die entsprechende Ausstellungsklasse als Novizenklasse. Die Novizenklasse wurde in Skandinavien bis 1990 offen gehalten und dann geschlossen.

1975 wurde unter dem Patronat des NORAK der Waldkatzenring ‘Norsk Skogkattring’ gegründet. Im gleichen Jahr noch hielten Edel Runas (‘Pjewiks Forest’), Familie Nylund (‘Pan’s), Kari Eggun (‘av Karibo’) und Kari Hybakk im Haus von Liv Loose (‘av Baune’) die erste Versammlung des ‘Norsk Skogkattring’ ab.

1976 gab es bereits 100 registrierte Waldkatzen, und auf der FIFé-Generalversammlung in Wiesbaden im gleichen Jahr erfolgte die provisorische Anerkennung der Norwegischen Waldkatze ohne Zertifikatsstatus.